Montag, 20. Februar 2017

Baubericht Kinder-Doppelstockbett

Als Eltern von 2 Kleinkindern machten wir uns über das Raumkonzept unseres relativ kleinen Kinderzimmers im Sommer 2015 Gedanken. Wir kamen zu dem Schluss, dass ein Doppelstockbett mit den Matratzenmaßen 70x140cm sehr praktisch wäre. Schnell merkten wir, dass Doppelstockbetten in dieser Größe kaum zu finden oder sehr teuer sind. Damals hatte ich die Idee, dass ich einfach ein Bett selber bauen könnte, schließlich hatte ich schon einmal ein sehr hübsches Vogelhäuschen und ein kleines Regal aus Holz gebaut. Meine liebe Freundin hatte jedoch Zweifel an diesem Vorhaben und fragte sich (vielleicht nicht ganz unbegründet) A) wie wird dieses Bett am Ende wohl aussehen und B) wie sieht die Wohnung während der Herstellung aus? Etwas entmutigt ließ ich zunächst von dem Vorhaben ab.
Als meine Freundin auf der Seite des Stadtteilnetzwerkes sah, dass es in der Scholle 51 ein Sägewerk gibt, welches ehrenamtlich betreut wird, schrieb sie zunächst eine Anfrage, ob es dort möglich wäre ein Bett zu bauen. Die Antwort war positiv und wir traten mit Axel in Kontakt. Witziger Weise kannte ich Axel vom Sport, wusste jedoch bis dahin nichts von seinem Ehrenamt. Wir trafen uns und besprachen gegenseitig unsere Vorstellungen. Axel hatte die Idee ein Bett komplett aus Holz zu bauen (ohne Metallteile), er zeichnete einen ersten Plan.


Am 12.09.2015 war es dann soweit und wir fuhren zum Baumarkt und kauften die berechneten Fichtenholzbalken und –bretter sowie Holzdübel, Rundhölzer und –leim. Zunächst schnitten wir die Holzteile mit der Tischkreissäge zu und begannen mit dem Ausklinken der Balken um die Voraussetzung für sichere überlappende Verbindungen zu schaffen. Spätestens hier fing ich Feuer für unser Vorhaben, denn die Teile passten nahezu perfekt ineinander. Mit der Schleifscheibe bearbeiteten wir die Rundhölzer zu Holznägeln, welche an der Spitze leicht konisch zuliefen. Für die breite Seite des oberen Bettes sägten wir leichte Bögen in die Bretter, um den Rausfallschutz und gleichzeitig die Luftzirkulation zu gewährleisten. Schließlich war es soweit und es wurden die kurzen und anschließend die langen Seitenbretter mit Balken durch die Holznägeln und Leim verbunden. Um eine optimale Verbindung und Aushärtung zu erreichen verwendeten wir lange Zwingen. 
 

Als nächstes fertigten wir die Lattenroste, wobei die beiden seitlichen Bretter über Dübel fest auf den Holzschienen verankert wurden und die übrigen Bretter mit Bändern verbunden nur aufgelegt werden (dadurch konnte das Transportgewicht etwas aufgeteilt werden).

Als letztes konstruierten wir die Leiter, nachdem wir uns am Objekt eine Vorstellung von der nötigen Breite gemacht hatten. Auch hier erfolgten die Holzverbindungen über Dübel mit Holzleim.

Abschließend schliffen wir das Holz und rundeten die Kanten ab.

Die Maße des Bettes betragen etwa 1,75 (H) x 0,87 (B) x 1,48 (L) m.


 

Beim ersten Transportversuch des Möbels fühlten wir uns wie Schildbürger. Wir kamen damit zwar aus dem Werkraum heraus, verzweifelten aber an einer großen Doppeltür nach draußen, für die sich trotz aller Bemühungen kein Schlüssel auftreiben ließ. Wir versuchten das Bett über eine Treppe durch einen weiteren Ausgang über die 1 Etage zu transportieren, was uns jedoch aufgrund der Größe nicht gelang. Sollte ich lachen oder weinen?
Es blieb am Ende nur noch die Möglichkeit das Bett so zu zersägen, dass zwei transportable einzelne Betten entstehen, welche im Nachhinein wieder zusammengesetzt werden können. Zugegeben bereitete mir dieser Gedanke eine schlaflose Nacht, denn was tun, wenn die Teile nicht mehr aufeinander passen? Mit pedantischer Genauigkeit wurden die Balken sowie die fest verankerte Leiter zersägt. Wir bohrten Löcher für lange Buchenrundhölzer in die Balken. Anschließend erfolgte ein problemloser Transport. Mit Spannung setzten wir beide Betten zusammen und sie wurden, welch eine Erleichterung, sicher aufeinander verankert.



 

Zum Schluss erfolgte eine einmalige Behandlung mit kinderspielzeuggeeigneter Wohnraumlasur. 

Die reinen Materialkosten beliefen sich auf ca. 150-170 Euro, die gesamte Arbeitszeit betrug ca. 40h, wobei das Bett an mehreren Abenden gebaut wurde und ein Teil der Zeit für wiederholtes Aufräumen und Säubern des Raums beansprucht wurde.

Fazit: Jedes Mal, wenn ich unser Kinderzimmer betrete freue ich mich über unser Werk. Unsere Kinder schlafen gerne in dem Bett und nutzen es auch zum Spielen.


Mein Dank gilt dem Stadtteilnetzwerk und vor allem Axel, von dem ich sehr viel gelernt habe und mit dem das Arbeiten ein Vergnügen war. Danke! Beste Grüße, Steffen.